Vorabiballparty

Kurz vor unserem Abiball, direkt nach dem Abischreck, konnten wir bei Lasse’s Eltern eine Vorabiballparty in der Scheune feiern. Selbstverständlich waren Florian und ich auch dort. Wir kamen etwas später, da ich nach dem Abischreck erst noch zum Friedhof und dann zum Strand wollte.

Als wir endlich bei Lasse ankamen, mischten wir uns unter die Leute. Ich steuerte direkt auf Leon zu, während Florian als erstes zur Theke ging, die wir extra für diesen Zweck angemietet hatten, und besorgte uns zwei Bier.

„Wo wart ihr zwei denn?“, fragte Leon gegen die Musik anschreiend.
„Friedhof und Strand“, schrie ich, mich kurz haltend, zurück. Ich schaute mich um und entdeckte die Mädels in der Mitte der Scheune, wo alle tanzwilligen Leute waren. Hauke und Lasse standen bei anderen aus der Stufe und unterhielten sich. Jannis stand bei uns, allein gelassen von Marie. Ich nahm nicht an, Heiner und Kilian hier irgendwo zu entdecken, da beide auf andere Schulen gingen.

Florian kam mit zwei Bierflaschen zurück und schrie mir ein kurzes „Komm mal mit“ zu. Ich schaute ihn fragend an, aber er hatte sich bereits wieder abgewandt und ich folgte ihm. Er ging geradewegs auf die Theke zu und als er dort anhielt, wusste ich sofort, was er mir zeigen wollte.

An der Wand hinter der Theke hing ein großes Poster mit Niklas darauf. Es war eines der letzten, bevor er krank wurde. Leon hatte es nach einem Fußballspiel, dass seine Mannschaft gewonnen hatte, geknipst. Er lachte fröhlich in die Kamera.
Über seinem Kopf stand: Unvergessen und immer dabei…. Am unteren Rand ging es weiter: …ABIos Amigo – Man sieht sich! Das war unser Abimotto in diesem Jahr.
Ich spürte, wie mich jemand von hinten umarmte. Es war Leon dieses Mal und plötzlich standen auch Hauke, Lasse, Jannis, Marie, Patricia, Lisa und Conny bei mir. Schon das zweite Mal spürte ich heute, wie ein Kloß in meinem Hals Gestalt annahm. Mit ganz viel Blinzeln versuchte ich die Tränen zurückzuhalten.

„Er gehört doch dazu“, rief Leon mir ins Ohr. Ich traute meiner Stimme nicht über den Weg und nickte nur. Ich hatte nicht gewusst, dass sie das Poster hatten anfertigen lassen. Florian anscheinend auch nicht, denn er wirkte ebenso überrascht und griff nach meiner Hand. Leon hatte mich zwischenzeitlich wieder losgelassen. Ich brauchte eine Weile, um mich wieder zu fangen und drängelte mich nach draußen. Die anderen folgten mir.

Draußen suchte ich eine dunkle Ecke, in der wir alleine sein konnten. Ich kämpfte immer noch mit den Tränen und einige wenige suchten den Weg die Wange hinunter, während ich alle nacheinander stumm umarmte. Marie reichte mir ein Taschentuch und ich lächelte ihr dankbar zu. Konnte man bessere Freunde haben als diese? Sie ertrugen mich und meine Launen jetzt fast ein ganzes Jahr und hielten immer noch zu mir.
„Danke euch. Und jetzt lassen wir es krachen“, meinte ich lächelnd, als ich sicher war, wieder sprechen zu können und wir stürzten uns unter die Feiernden.

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Ingo S. Anders

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