Florian und waren noch nicht mal richtig in meinem Zimmer, als wir bereits küssend übereinander herfielen. Es waren hungrige, ungeduldige, fordernde Küsse. Einer von uns beiden dachte daran, den Schlüssel im Schloss zu drehen. Jetzt wo wir es endlich geschafft hatten, konnten wir es nicht abwarten. Von der Tür bis zu meinem Bett zierten unsere Klamotten einen Weg.
Am Bett angekommen, nur noch mit Boxershorts bekleidet, stieß Florian mich darauf und krabbelte direkt hinterher. Sein Mund bedeckte meinen Bauch, meine Brust mit Küssen. Meine Hände fuhren über seinen Rücken, bis zu seinem Hintern. Mir ging es alles zu langsam. Ich wollte ihn spüren, schmecken, fühlen, alles auf einmal. Die Schleusen geöffnet waren.
Ich rollte Florian auf den Rücken und küsste ihn auf den Mund, von dort suchte ich mir meinen Weg nach unten und zog ihm direkt die Boxershort aus. Meine blieb ebenfalls nicht mehr lange an Ort und Stelle. Wir fielen gierig übereinander her.
Als wir fertig waren, legte ich mich auf ihn und wir kamen langsam zu Atem. Immer wieder küssten wir uns.
„Warum genau haben wir so lange damit gewartet?“, fragte Florian mich nach einer ganzen Weile. Ich grinste ihn an.
„Weil ich ein dämlichler Dösbaddel bin. Kannst du damit leben?“
„Ich denke schon, wenn du morgen nicht doch wieder einen Rückzieher machst und zurück in dein Schneckenhaus krabbelst“, antwortete er mir.
„Nein, ich denke, das werde ich nicht tun.“
Florian griff zu den Taschentüchern auf meinem Nachttisch und wischte uns beide sauber. Dann zog ich die Decke über uns und kuschelte mich an ihn. Meine Hand streichelte über seinen Oberkörper und ich spürte die Gänsepelle, die ihm dabei über den Körper lief. Er streichelte über meinen Rücken und wir lagen mit geschlossenen Augen da, aber schliefen noch nicht. Ich fing wieder an, Küsse auf seiner Brust zu hinterlassen und meine Hand wanderte wieder in seine unteren Bereiche. Sein Lächeln bemerkte ich mehr, als dass ich es sah, während er mir einen Kuss auf den Scheitel gab.
„Und ich dachte immer, Gottesfürchtige Menschen sind prüde“, flüsterte er mit einem sexy Unterton. Jetzt legte er mich auf den Rücken, die zweite Runde war eingeläutet. Dieses Mal langsamer, genussvoller, nicht mehr so gierig. Wir ließen uns mehr Zeit, den anderen zu erkunden, ihn kennen zu lernen. Der erste Heißhunger war verflogen. Mit einem Lächeln auf den Lippen, an Florian gekuschelt, der mich hielt, schlief ich ein.
Am nächsten Morgen erwachte ich hinter Florian liegend. Ein Arm war über ihn gelegt, der andere lag begraben unter meinem Körper. Jetzt wusste ich auch, warum ich aufgewacht war. Ein taubes Gefühl in meinem Arm hatte mich geweckt. Ich zog den Arm unter mir hervor und legte ihn über Florians Kopf, so dass ich in seinen Haaren wuscheln konnte, sobald ich wieder etwas spüren würde. Ich konnte es immer noch nicht glauben erneut dieses Glücksgefühl wie bei Niklas zu spüren, wenn ich neben ihm aufwachte.
Ich rutschte näher an Florian heran und bedeckte seinen Nacken mit Küssen. Dann schloss ich meine Augen und versuchte erneut einzuschlafen. Aber wenn ich einmal wach war, war ich wach. Ich konnte immerhin meine Hand wieder spüren und spielte mit Florians Haaren. Meine andere Hand strich vorsichtig und sanft über seine Haut, die alle Unebenheiten und kleine Narben erkundete. Ich konnte nicht widerstehen und sog mit geschlossenen Augen seinen Geruch in mich ein. Er roch nach Schweiß und seinem Parfüm.
„Nerd, riechst du an mir?“, fragte Florian verschlafen. Godverdomme, hätte er nicht etwas später wach werden können?
„Äh, ja“, antwortete ich unsicher. Er drehte sich auf den Rücken und gab mir einen Kuss auf die Nase. „Warum schläfst du nicht? Sind erst vier Stunden vergangen“, brummte er.
„Macht nichts. Schlaf weiter, dann kann ich dich in Ruhe weiterbetrachten.“ Ich lächelte. Bekam es nicht mehr aus meinem Gesicht. Hoffentlich hatten meine Eltern uns letzte Nacht nicht gehört. Nun ja, das wir nicht gerade leise waren als wir reingekommen waren, wusste ich, aber später hatten sie hoffentlich nichts gehört.
Es dauerte nicht lange, und Florian atmete wieder gleichmäßig. Leider konnte ich nicht lange ruhig liegen. Also stand ich auf, um ihn nicht wieder zu wecken, griff mir frische Klamotten und ging ins Bad. Als ich wieder ins Zimmer schlich, lag Florian immer noch schlafend im Bett. Zumindest dachte ich das. „Bist du eigentlich immer morgens so früh wach und unruhig?“, grummelte er. Aha, ein Morgenmuffel. Ich grinste. „Nicht immer, nur wenn mir beim Schlafen der Arm einschläft. Ich habe dir eine Zahnbürste auf das Waschbecken gelegt und ein frisches Handtuch auf den Badewannenrand gelegt.“
Dann ging ich zu meinem Schrank und suchte dort nach einer frischen Boxershort, einer Jogginghose und einem Hoodie. „Hier, dass müsste dir passen, auch wenn du fünf Zentimeter größer bist als ich.“ Ich setzte mich auf die Bettkante und strich mit der Hand über sein Gesicht. „Ich geh schon mal runter, komm nach, wenn du soweit bist, Flomuffel.“
Fröhlich pfeifend setzte ich mich in der Küche zu meinen Eltern an den Tisch und wünschte ihnen einen guten Morgen. Sie waren frühstückten und schauten mich wortlos an. Wir hörten, wie eine Etage höher Dusche anging. Ich nahm mir ein Brötchen und goss mir Kaffee ein.
„Bleibt dein Übernachtungsbesuch zum Frühstück oder haut er gleich wieder ab?“, erkundigte meine Mutter sich.
„Ich denke, er bleibt.“
Sie hatte vorsichtshalber ein viertes Gedeck aufgedeckt. Damit wurde es wieder ruhig am Tisch. Nur das Rascheln der Zeitung meines Vaters. Die Dusche hörte auf zu rauschen. Er ignorierte gekonnt die auffordernden Blicke meiner Mutter, die mir nicht entgangen. Als er die Sportseiten durchhatte, war er bereit.
Er räusperte sich. „Hör mal Tobi, wir haben nichts dagegen, wenn du Übernachtungsbesuch mit nach Hause bringst, das weißt du. Aber es gibt Regeln. Es wäre schön, wenn ihr eure Schuhe ordentlich in den Schuhschrank stellen würdet und eure Jacken an den Haken hängen könntet. Als ich heute Morgen herunterkam, hatte ich das Gefühl, hier wurde eingebrochen. Außerdem mögen deine Mutter und ich unsere Nachtruhe. Man kann eine Treppe auch leise hochgehen und nicht trampeln und eine Tür hat einen Griff bekommen, damit man diese ordentlich schließen kann“, erklärte er.
„Wegen der Tür bin ich dann wohl Schuld“, erklang Florians Stimme, als er die Küche betrat. „Entschuldige bitte, wird nicht mehr vorkommen.“ Meine Mutter verschluckte sich und fing an zu husten. Mein Vater schaute nicht minder überrascht von mir zu Florian und wieder zurück. Ich lachte über sie und auch Florian konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Florian, guten Morgen“, brachte meine Mutter hervor, als sie sich erholt hatte. Florian hatte sich bereits mir gegenüber gesetzt.
„Guten Morgen“, begrüßte er jetzt meine Eltern.
„Heißt das…“ fing mein Vater an.
„Das heißt, dass ‚mit wem dann auch immer‘ Flo ist“, erwiderte ich und strahlte Florian an.
„Halleluja, er hat es endlich geschafft“, rief meine Mutter aus. Bitte was? Was war das denn jetzt wieder? Warum mussten Eltern immer so peinlich sein?
„Du schuldest mir ein Theaterbesuch“, meinte sie triumphierend zu meinem Vater. Irritiert blickte ich zwischen meinen Eltern hin und her.
„Worüber habt ihr gewettet?“, fragte Florian, anscheinend genauso unsicher wie ich.
„Um euch und ich habe gewonnen“, antwortete meine Mutter. „Es war so offensichtlich, dass Tobi sich in dich verliebt hatte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann er es endlich selbst kapiert. Robert und ich haben auf den Zeitpunkt gewettet und mein Sohn, du hast mich nicht enttäuscht. Zwei Wochen später und ich hätte verloren.“
„Ihr wisst schon, dass normale Eltern so etwas nicht machen, oder?“, fragte ich meine Eltern entgeistert. Auf mich wetten, welche Eltern machten bitte sowas?
Florian grinste. „Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass er es nicht erst in zwei Wochen bemerkt hat, sondern schon vorher.“ Er schaute mich lächelnd an. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und widmete mich wieder dem Frühstück.
Danach gingen wir direkt wieder auf mein Zimmer und beschlossen einen ruhigen Sonntag zu einzulegen, ganz für uns. Bevor morgen in der Schule alle von uns erfahren würden, wollten wir unser kleines Geheimnis hüten. Wir lagen gemütlich im Bett, redeten und nebenbei schauten wir eine Serie. Nicht mal der Strand konnte heute so laut rufen, dass es mich dorthin zog. So perfekt war es das letzte Mal, bevor Niklas krank wurde. Am liebsten würde ich die Zeit anhalten und sie erst wieder starten, wenn es mir zu langweilig wurde. Aber das ging leider nicht. Sehr schade.
Ingo schreibt anders.
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